Ich biete in meiner Praxis in Wetzikon / Zürich ganzheitliche Körpertherapie, Atemtherapie, EEH - Emotionelle Erste Hilfe und
TRE - Trauma Release Exercises, Cranio Sacral Therapie, Makrobiotik, CANTIENICA® Tiefenmuskulaturtraining, Rückentraining,
Beckenbodentraining und Rückbildung und Schwangerschaftsgymnastik auch.
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Wilhelm Reich wurde am 27.3.1897 in Dobrzcynica (Dobzau), Galizien, dem östlichsten Teil der alten Donaumonarchie, geboren. 1919 inskribierte er an der Wiener Universität Medizin und kam in Kontakt mit Freuds Psychoanalyse. Bereits mit 22 Jahren arbeitete er als Psychoanalytiker. Schnell kristallisierte sich Reichs Interesse an Fragestellungen zur Energie der Triebe heraus. Reich formuliert 1927 eine neue Sexualtheorie. In ihr konstatiert er einen engen kausalen Zusammenhang zwischen neurotischer Erkrankung und sexueller Bedürfnisstauung.
Der Vegetotherapie liegt das Menschenbild bei Wilhelm Reich zugrunde "Liebe, Arbeit und Wissen sind die Urquellen des Lebens, sie sollten es auch beherrschen." Ist der Leitsatz Wilhelm Reich´s.
Sein Bild vom Lebendigen und wie es funktioniert, wenn es sich frei entwickeln kann ist hier enthalten: Die Fähigkeit zu lieben, sich der LIEBE zum Partner, zum Universum, zum Leben dauerhaft hingeben zu können. Liebe und Sexualität sind miteinander verbunden. ARBEIT ist das, was ein Mensch auf dieser Welt tun will. Ist freudiger Lebensausdruck. WISSEN entspricht der Entwicklung des Geistes: Durch gesunde Neugierde sammelt sich im Laufe des Lebens Wissen an.
Vom lebendigen KERN jedes Menschen drängen natürliche, liebevolle Impulse nach außen, in die Welt und auf einen anderen Organismus zu. Werden diese ständig gebremst oder behindert so kann es hierdurch zu einer Aufstauung der Lebens- und sexuellen Energie kommen und dadurch zu einer Verhärtung rund um den Kern.
Diese Verhärtung ist als körperlicher Panzer zu verstehen, als muskuläre Verspannung und Verhärtung, bzw. bindegewebige Verklebung und Austrocknung, ebenso aber als charakterliche Panzerung im Sinne starrer Überzeugungen und Geisteshaltungen. Psychische Vorstellungen und Haltungen sind eine Funktion der Lebensenergie: Wenn die Energie, durch Muskelkontraktion gestoppt, nicht mehr fließt, werden auch die entsprechenden Einstellungen und Haltungen starr und unbeweglich.
Bei der Auflockerung der körperlichen Panzerung, wie in der VEGETOTHERAPIE, treten merkwürdige Körperempfindungen auf; wie Prickeln, Zittern, Zucken, Kälte- und Wärmeempfindungen... Diese Empfindungen sind nicht Folge, Ursache oder Begleiterscheinung seelischer Vorgänge, sondern sie sind seelische Vorgänge im Bereich des Körpers. Reich nannte diese Empfindungen vegetatives Strömen.
Er begann zu unterscheiden zwischen PRIMÄREN IMPULSEN und Trieben aus dem zentralen Kernbereich eines menschlichen Organismus, die immer rational sind (denn das Lebendige funktioniert einfach) und den SEKUNDÄREN neurotischen IMPULSEN, die allesamt aus der Schicht der Panzerung kommen und irrational und destruktiv sind.
Aus dem lebendigen Kern des Menschen drängen ständig natürliche, liebevolle Impulse nach außen, stoßen diese auf die Panzerschicht, müssen sie Gewalt anwenden, um durchzudringen und zum Ausdruck zu kommen. Sie verwandeln sich dabei zu Haß, Neid, und destruktivem Zorn.... die Impulse, denen es nicht gelingt durchzubrechen und die zum Kern zurückkehren, erzeugen irrationale Angst. Es ist die Anstrengung sich auszudrücken, die alle natürlichen biologischen Impulse in Destruktivität verwandelt.
(Grafik aus "Äther, Gott und Teufel" S.110: ungepanzertes orgonotisches System im Vergleich zu gepanzertes orgonotisches System)
Der Kern befindet sich in den autonomen Nervenplexen des Bauchraumes. Dort liegt die Quelle der funktionierenden Energie (Orgonenergie), ihre Funktionsgebiete liegen an der Peripherie: im Kontakt mit der Welt, im sexuellen Akt, der sexuellen Entladung, in der Arbeit,... Das Leben spielt sich nun in einem Hin- und Herschwingen zwischen KERN und PERIPHERIE ab. In ständiger Pulsation, einem Wechsel aus Expansion (Ausdehnung) und Kontraktion (Zusammenziehen).
So ist Sexualität und Lust eine Funktion der Streckung und Dehnung, also der EXPANSION, aus sich heraus, zur Welt hin. Die KONTRAKTION ist ein nach innen fließen zum Zentrum, ein sich sammeln, von der Welt weg, in sich zurück.
Jede Emotion entspricht realen Zuständen und Bewegungsvorgängen in den Zellen.
Seele und Körper sind funktionell identisch. DIE SEELE UND DER KÖRPER SIND EINE FUNKTION DER LEBENSENERGIE.
Der Orgasmus mit seinen rasch aufeinander folgenden Expansionen und Kontraktionen bildet verdichtet die Grundfunktion des Lebendigen ab, die biologische PULSATION. Reich prägte den Begriff der orgastischen Potenz. Dies ist die Fähigkeit sich dem Strömen der biologischen Energie ohne Hemmung hinzugeben, die Fähigkeit zur Entladung der hochgestauten sexuellen Erregung durch unwillkürliche lustvolle Körperzuckung in der Verschmelzung mit einem zweiten Organismus.
Durch diese Fähigkeit zur vollständigen Hingabe an die eigene Pulsation und damit zur Befriedigung der sexuellen Bedürfnisse wird der Mensch zum gesunden, GENITALEN CHARAKTER. Der genitale Charakter ist gekennzeichnet durch sein soziales, verantwortungsbewußtes Wesen und seine Fähigkeit zur SELBSTSTEUERUNG. Das heißt: Es gibt keine destruktiven Triebe, die mit Hilfe einer willkürlich festgelegten Moral unterdrückt werden müssen, der Organismus folgt den Prinzipien der Lebenslust, daraus entsteht eine neue, natürliche Moral, die aus den Bedürfnissen des Organismus erwächst. "Da wird die latente eigentliche Gestalt des Menschen sichtbar, die sich von selbst aus der Funktionsweise des Lebendigen ergibt, wo sie nicht gestoppt, verdrängt, unterdrückt wird. Es ist eine sittliche und schöne Gestalt. Ihre Merkmale sind: Weichheit ohne Schwäche, Kraft ohne Herrschaft, Festigkeit ohne Härte, Klarheit ohne Kälte, Spannung ohne Verkrampfung, Haltung ohne Starrheit, Schönheit ohne Eitelkeit, Anpassung ohne Selbstaufgabe, Einfühlung ohne Sentimentalität, Ausstrahlung ohne Manipulation."
Literatur:
W. Reich: "die Funktion des Orgasmus", "der Krebs", "Äther, Gott und Teufel"
Anmerkung:
In diesem Text habe ich Auszüge aus einem Vortrag von Elke Müller "Das Menschenbild bei Wilhelm Reich" entnommen und teilweise verändert.
Das Original finden sie auf der Homepage des Wiener Wilhelm Reich Instituts.
www.wilhelmreich.at
Was ist SKAN?
In der Sprache der Dakota: „Das was sich bewegt“ "fließen" "Das was fließt"
Die SKAN-Körperarbeit ist eine tiefenpsychologisch fundierte Körpertherapie die aus der VEGETOTHERAPIE von Wilhelm Reich hervorgegangen ist. Wegbereiter und Gründer von SKAN war der amerikanische Psychologe und Körpertherapeut Michael Smith (1937 – 1989) der gemeinsam mit seinem Lehrer Al Baumann (1918-1998) dafür gesorgt hat, dass die klassische vegetotherapeutische Arbeit nach Wilhelm Reich ihrer ursprünglichen Direktheit und Effektivität erhalten geblieben ist. (Loil Neidhöfer in „Intuitive Körperarbeit“)
1933-1948
Wilhelm Reich entwickelt die Vegetotherapie, die er später Orgontherapie nennt.
1946
Al Baumann, Konzertpianist und Schauspieldirektor, trifft auf Wilhelm Reich
1950-1980
Al Baumann arbeitet auf der Basis der reichschen Lehre und verbindet Reichs Vegetotherapie mit seiner Arbeit, dem Streaming Theatre
1979-1989
Michael Smith (1937-1989) bringt die Arbeit nach Europa und bildet in Zusammenarbeit mit Al Baumann in Deutschland Therapeuten aus
1982
Verbindung aus Reichs „Vegetotherapie“ und „Streaming Theatre“ erhält den Namen SKAN
SKAN ist ein Begriff aus der Sprache der Lakota Indianer und bedeutet wörtlich: „Das was sich bewegt“. Das gleiche Phänomen wird in anderen Kulturen und Traditionen mit „Ki“, „Chi“, „Prana“, „Elan Vital“ oder Orgon umschrieben.
Seit 1989
verbreitet sich SKAN in Deutschland, Österreich, Schweiz und Brasilien durch die von Al Baumann und Michael Smith ausgebildeten Therapeuten.
"Streaming Theatre" - "Theater des Strömens" wurde von Al Bauman (1918-1998) als Synthese aus Reichianischer Körperarbeit und Schauspieltraining entwickelt. Bauman wurde einerseits von großen Schauspiellehrern wie Konstantin Stanislawski, Michael Tschechow und Lee Strassberg inspiriert, andererseits von der Arbeit Wilhelm Reichs. "Strömen" ist ein Begriff aus der Biologie und bezieht sich auf die Verbindung zwischen den Zellen. Jede Zelle hat ihre eigene Integrität und arbeitet mit allen anderen Zellen der Organe, des Blutes oder der Haut zusammen. Diese Kommunikation der Zellen miteinander hat W. Reich "Strömen" genannt. Theater des Strömens focussiert auf die schlichte Beobachtung/Wahrnehmung unserer körperlichen Empfindungen und das Finden unseres emotionalen Ausdrucks aus diesen Empfindungen heraus. Es ist überraschend und macht Freude sich selber auf diese Art und Weise kennen zu lernen. Wir arbeiten mit "Pivot Points", kleine Wahrnehmungsinseln im Körper als unsere strömende Zelle um eine Empfindung/ein Gefühl/einen psychischen Ausdruck zu spiegeln.
Streaming Theatre ist Körperarbeit mit Werkzeugen des Theaters. Dabei geht es nicht um darstellerische Leistung oder das Wiederholen von Szenen. Sondern es geht darum, das eigene momentane Empfinden und Wollen spielerisch auszudrücken. Reich erkannte, daß psychischen Einschränkungen, die aus belastenden Erfahrungen resultieren, immer auch körperliche Blockaden zugrunde liegen. Diese Blockaden bilden eine Art Panzer um unseren lebendigen inneren Kern und machen es schwer für uns, gesund, kraftvoll, glücklich und entspannt zu leben.
Körperarbeit mit Streaming Theatre trainiert uns, innere Impulse wieder zu spüren, neue Ausdrucksmöglichkeiten zu entwickeln und sich neu in Beziehungen zu erfahren. Es ist die Bühne des Lebens. Eine wirksame Möglichkeit, mehr und mehr zu Authentizität, Präsenz und Freude im täglichen Leben zu finden.
Wenn du sie siehst sag ihnen;
ich bin noch hier,
daß ich auf einem Bein stehe, während das andere träumt,
daß das der einzige Weg ist.
Daß die Lügen, die ich ihnen erzähle, sich unterscheiden
von den Lügen, die ich mir selber erzähle,
daß ich, indem ich beides bin, hier und dort
zu einem Horizont werde.
Daß,während die Sonne aufgeht und untergeht, ich meinen Platz kenne,
daß es der Atem ist, der mich rettet,
daß selbst die erzwungenen Silben des Zerfalls Atem sind,
daß wenn der Körper ein Sarg ist, er auch eine Kammer des Atems ist.
Daß Atem ein Spiegel ist, bewölkt mit Worten,
daß der Atem alles ist, was den Schrei nach Hilfe überlebt,
während er in das Ohr des Fremden dringt
und noch lange bleibt, wenn das Wort verklungen ist.
Daß Atmen ist neu anzufangen,
daß er allen Widerstand löst,
so wie Bedeutung sich vom Leben löst, oder Dunkelheit vom Licht.
Daß es Atem ist, was ich ihnen gebe,
wenn ich meine Liebe sende.
(Bedauerlicherweise ist mir der Name des Autors dieses in Englisch verfassten Gedichtes nicht bekannt. Die deutsche Übersetzung ist von mir und daher sicher nicht ganz optimal. Lest einfach das englische Original auf der englischen Version meiner Seite.)
Folgenden Artikel vom 17.02.2010 finden sie bei News.de
Essen und ein besserer Mensch werden
Herr Schubring, Makrobiotik verspricht Freude am Leben, Freiheit vor finanzieller Angst, Überlebensfähigkeit, Fähigkeit zu Lieben, Selbstlosigkeit. Funktioniert das alles nur durch Ernährung?
Schubring: Ich bin mehr froh als sauer, also muss es in der Richtung eine Wirkung haben.
Wie funktioniert das?
Schubring: Das erfordert eine etwas längere Erklärung, ich versuche mich kurz zu fassen. Alles, was Menschen essen, und wenn es noch so natürlich erscheint, ist Erfindung des Menschen. Für uns ist entscheidend, wie es zusammengestellt und zubereitet ist, damit es mit wenig Aufwand vertragen wird. Desto mehr Freiraum ist für die Gesamtstruktur da, für Aufnahmefähigkeit und Abgabefähigkeit. Frohsinn beruht darauf, dass der Mensch ausreichend Freiraum hat. Das ist die eigentliche Zielrichtung der Makrobiotik, in der Hoffnung, dass Menschen, die mehr Freiraum haben, die Gesellschaft mit mehr Toleranz und Frieden gestalten.
Ernährung ist also die Grundlage für bessere Menschen?
Schubring: Das Hauptthema der Makrobiotik ist nicht Essen und Trinken, sondern die Frage: Was ist ein ziemlich sicherer Weg zur Lebensfreude? Essen und Trinken sind in der Makrobiotik immer in der gesellschaftlichen Funktion zu verstehen. In jeder Kultur kommen doch dieselben Fragen zum Tragen: Was ernährt den Menschen in seiner Intelligenz, so, dass er sich weiter entfaltet? Nahrung ist alles, was uns sozial kompetent macht: emotionale Nahrung, zivilisatorische Strukturen, und Orientierung für jeden Einzelnen. Letztlich funktioniert es aber nur in der Gemeinschaft.
Nichts desto trotz beruht Makrobiotik auf einer bestimmten Ernährung. Was ist das besondere daran?
Schubring: Spannenderweise erfinden Menschen immer wieder essbare Dinge, die in erster Linie unserem Hirnstoffwechsel nutzen. Menschen brauchen definitiv so etwas wie Intelligenznahrung. Ideal ist, was unsere geistig-nervliche Arbeit ernährt und den Körper so wenig wie möglich belastet.
Haben Sie da ein Beispiel?
Schubring: Ihr Körper braucht ein Mindestquantum an Mineralsalzen. Technisch gesehen wird das mit Bratwurst und Pommes abgedeckt, aber diese Kombination bereitet unserem Körper eine Menge Nacharbeit. Dieselbe Nährstoffmenge bekommen sie durch Gemüse im Meersalzsud mit Hirse. Auf die Dauer ist die Frage, was hält der Körper aus? Die leichte Variante sorgt für mehr Freiraum und mehr Gesundheit.
Der Begründer der modernen Makrobiotik, Georges Ohsawa, ist Japaner, und die Makrobiotik ist vor allem dort populär. Warum?
Schubring: Es hat damit zu tun, dass es dort sehr lange Friedensperioden gab. Die Bevölkerung wuchs, aber Japan ist ein Land, das eigentlich nicht viele Menschen ernähren kann. Deshalb wurde wenig tierische Nahrung produziert, weil so mehr Fläche für pflanzliche Nahrung zur Verfügung stand. Weil tierische Nahrung aber von ihrem Mineralanteil wichtig ist für die Hirnentwicklug, brauchte man Alternativen, die diese geistige Aktivität fördern. Das muss erforscht und erfunden werden, zum Beispiel mit der Sojabohne. Sie wird in Sojasoße oder Misopaste verwandelt, das ist Würzmittel, aber gleichzeitig Nervennahrung. Deshalb hat Japan mehr Beilagen, die ideal für die Nervenversorgung sind, und Makrobiotik hat einen japanischen Anstrich bekommen. Es kommt aber aus der Antike.
Die Japaner verwenden auch viele Algen. Was ist das Besondere daran?
Schubring: Algen haben einen sehr geringen Nährwert, aber sie nähern beide Abteilungen des Nervensystems optimal. Mit Polisacchariden, die wie Zucker verdaut werden, und Mineralien.
Die makrobiotische Ernährung ist je nach geographischer Lage unterschiedlich ausgeprägt. Was ist ihr überall gemein?
Schubring: Es gibt eine Grundrichtung, ich nennen das Essmuster eins. Das ist Getreide, bekömmlich zubereitet. Die Körner müssen genügend aufgeschlossen werden, Getreide braucht deshalb lange Kochzeiten und eine Spur Salz.
Aber gehen nicht beim langen Kochen die Vitamine kaputt?
Schubring: Inzwischen ist bekannt, dass besonders Getreide bei extrem langem Kochen mehr Substanzen freigibt für unseren Körper, die diese Feinsteuerung des Organismus ermöglichen. Das hilft, zu erklären, warum Menschen, seitdem sie selbst Nahrung zubereiten, alles zu Tode kochen. Vitamine können wohl auf andere Weise genügend aufgenommen werden, weil ja auch jeder hier und da etwas Rohes isst. Wir wissen heute, dass Sie, wenn Sie nur von Rohem leben und ihr Gehirn funktionieren soll, 17 Stunden am Tag nur mit essen und kauen beschäftigt wären. Zubereitung sorgt für eine höhere Nährstoffdichte. Das scheint der Hauptgrund zu sein.
Die Makrobiotik setzt auf eine Kombination?
Schubring: Ja, denn es ist ja kein Tag gleich. Im Sommer nähert mich das Licht, dann ist es logisch, dass ein Salat sattmacht.
Was macht denn im Winter satt? Für viele Leute ist es Schokolade und Kuchen, aber Zucker ist in der Makrobiotik ja nicht erwünscht.
Schubring: Es betäubt kurzfristig. Der Punkt ist, alle Nahrung verwandelt sich in Licht-Photonen, das ist erwiesen. Je länger das Essen gewachsen ist und zubereitet wurde, desto mehr Licht scheint es zu verschaffen, bildhaft gesprochen. Passenderweise sind solche Gemüse, wie zum Beispiel Kohl, im Winter auch zuverlässig verfügbar. Getreide hat immer diesen Effekt, Hirse besonders stark. Sie wird ja jetzt auch wieder angebaut.
Warum war dann die Hirse bei uns fast verschwunden?
Schubring: Es gibt ja auch ein anderes Essmuster. Bei Kartoffeln, geschältem Reis oder weißem Mehl sind die Mineralanteile jedoch zu gering. Das klappt trotzdem erstmal, wenn Sie als Beilagen viel Salziges oder Tierisches haben. Da aber Salze in unserem Körper Säuren brauchen, um erträglich zu sein, muss etwas Fettreiches dazu oder Essig. Dafür wiederum braucht der Körper Verdauungshilfen, für manche ist das Alkohol. Das ist ein Blick auf das moderne Essen, das Phänomen gab es aber auch schon früher, wenn Menschen durch bestimmte Umstände keine Hauptgetreidesorten hatten. Es bildet sich ein anderes Muster heraus, das aber auf die Dauer anstrengender ist. In Deutschland wurden Kartoffeln angebaut statt Getreide, weil der Kartoffelertrag kurzfristig höher war.
Was essen Sie außer Körnern noch?
Schubring: Man hat eine große Freiheit bei pflanzlichen Nahrungsmitteln, Gemüse, Bohnen, bei uns gibt es auch Tofu oder Saitan. Dann vielleicht Algen, eine Miso-Suppe vorweg, und eventuell Fisch. Wir essen kein Fleisch, aber Makrobiotik ist nicht grundsätzlich vegetarisch. Bei tierischer Nahrung ist die Zubereitung besonders wichtig. Wenn sie Fleisch sehr mürbe kochen, ist die körperliche Verarbeitung leicht.
Der Geschmack von Sojasoße oder Misopaste, die ja viel verwendet werden, ist sehr penetrant. Muss man sich daran gewöhnen?
Schubring: Das liegt daran, weil er gewissermaßen direkt in die Nervenzellen geht. Die Kunst ist, es so zuzubereiten, dass es wieder schmackhaft wird. Miso kombinieren wir gern mit Senf, einer Öl-Kräuter-Mischung oder mit Knoblauch-Zwiebel-Püree, oder wenig Miso mit viel Mandelmus. Sojasoße wird auch in Japan immer gemischt, mit Essig, Reiswein, Gewürzen.
Gibt es auch Nachtisch bei Ihnen?
Schubring: Wenn die Zeit es erlaubt, einen Grießpudding oder Obstspeise.
Ohne Zucker?
Schubring: Zucker ist nicht nötig, den kann der Körper selbst herstellen. Er verwandelt Getreide oder Gemüse ja in Zucker. Nur, wenn wir zu anstrengend leben, brauchen wir Zucker pur, weil unser Gehirn so viel davon braucht. Aber es gibt Varianten wie echtes Malz, Getreidesirup, Birndicksaft. Wenn Zucker für sie unvermeidbar wird, müssen sie ihn halt essen. Idealerweise achten sie darauf, dass es eine angenehme Umgebung ist. Dann brauchen sie nicht so viel. Essen existiert ja nicht außerhalb unserer Lebensumstände.
Muss man sich Ihrer Ansicht nach streng nach den Ernährungsregeln richten?
Schubring: Natürlich nicht, sie sollen ja fröhlich und klüger werden! (lacht) Ich mache das seit 40 Jahren. Letztlich entscheidend ist, dass die Hauptrichtung beim häuslichen Essen klar ist. Die Frage ist, welche Kompromisse sind angemessen, und das ist bei mir einigermaßen vegetarisch oder italienisch. Oder Fisch mit Reis und Nudeln...
Bei der Makrobiotik ist viel von Ying und Yang die Rede. Welche Rolle spielt das für Sie?
Schubring: Das ist das Eigentliche, aber es ist schwer verständlich zu machen. Das Ying-Yang-Denken ist eine andere Form von Naturwissenschaft. Man kann sich da richtig reinarbeiten, um sehr vieles von den Gesetzen der Natur oder der Welt zu verstehen. Aber wenn nicht, sollte man es lieber gleich lassen, ein oberflächliches Betrachten ist heikel. Die schlimmsten Varianten sind, Ying ist weiblich, Yang ist männlich. Das ist so nicht richtig.
Verstehen Sie Makrobiotik auch als Heillehre?
Schubring: Das ist auch eine zwiespältige Geschichte. Aus asiatischer Sicht ist völlig klar, wenn ein Mensch eine Erkenntnis hat, ist das im menschlichen Sinne Heilung, nicht im körperlichen. Umorientierung ist der Weg, der auch dem Körper hilft, besser zu funktionieren. Die westliche Sichtweise von Heilung, dass ich nie wieder zum Arzt gehen muss, ist damit nicht gemeint. Wenn wir uns nach den Essmustern richten, dann trägt es dazu bei, dass ihr Körper relativ frei funktioniert, das stabilisiert die körperliche Gesundheit. Aber nicht, weil die Ernährung von Haus aus heilt, sondern, weil der Mensch sich offenbar selber heilen kann. Essen hat eine Entlastungsfunktion im Körper, die die Heilung begünstigt.
Warum ist die Makrobiotik in Deutschland nicht populärer, obwohl die biologische Ernährung boomt?
Schubring: Im Untergrund ist die Makrobiotik erstaunlich erfolgreich, es gibt zigtausend Leute, die irgendwie versuchen, danach zu leben. Auch die Biobewegung ist durch Makrobiotikleute in Gang gebracht worden. Der Unterschied ist: Vegetarisch und bio kann man beliebig kombinieren, aber die Makrobiotik erfordert, dass Sie sich ernsthafter damit befassen. Außerdem hat sie sozial gesehen einen Isolationseffekt, weil viele nicht lernen, dass es auch mit sinnvollen Kompromissen funktioniert. Es braucht einen sozialen Impuls, bisher ist es eher eine individuelle Heldenleistung. Aber möglicherweise gehen die Empfehlungen künftig stärker dahin, weil Makrobiotik ja genau übereinstimmen mit dem, was wir aus Klimagründen essen sollten.
Klaus Schubring ist studierter Historiker und Gründer des Ost-West-Zentrums in Hamburg. Es führte zehn Jahre lang einen Naturkostladen und arbeitet inzwischen ausschließlich als Makrobiotik-, Unternehmens- und Lebensberater. Er nimmt regelmäßig Lehraufträge an.
www.news.de/gesundheit/855045002/essen-und-ein-besserer-mensch-werden/1/